Seit 1930 ist die Bremer Innenstadt um eine architektonische Perle reicher. Denn zwei Jahre zuvor hatte der Nordwolle-Konzern das sogenannte „Nordwollehaus“ als Verwaltungszentrale in Bremen eingerichtet, das heute als Haus des Reiches bekannt ist und in dem die Senatorin für Finanzen ihren Dienstsitz hat. Geprägt ist das Gebäude von kunstvollen Fassaden und luxuriösen Marmorhallen, die im Art-Déco-Stil dekoriert wurde. Während der Weltwirtschaftskrise brach der Wollkonzern jedoch zusammen, weshalb das Deutsche Reich das Gebäude übernahm und dort Behörden unterbrachte.
Der Delmenhorster Konzern hatte seine Zentrale nach Bremen verlegen wollen und zu diesem Zweck den repräsentativen Bau errichtet. Bei Baubeginn 1928 war Nordwolle das größte Wollverarbeitungsunternehmen und beschäftigte rund 20.000 Mitarbeiter. Die wichtigsten Produkte des Unternehmens, das 1884 gegründet wurde, waren Wolle sowie Kammgarn. Jedoch ging der Konzern bereits 1931 in Konkurs. Der Grund: Das Unternehmen hatte zuvor stark expandiert, die Expansion aber nicht solide abgesichert. Zu den maßgeblichen Ursachen für den Konkurs gehörten auch der Bau eines pompösen Herrenhauses in der Bremer Schweiz und des Hauses des Reiches – allein dieses hatte Baukosten in Höhe von rund zwölf Milliionen Reichsmark verursacht.
Das Haus des Reiches gehört mit einer Bruttogrundfläche von nahezu 34.000 Quadratmetern bis heute zu den größten Bürogebäuden in der Hansestadt. Drei Jahre nach dem Konkurs von Nordwolle wurde das Haus des Reiches zum Sitz der Finanzverwaltung. Lediglich während des Zweiten Weltkrieges wurde hier eine militärische Dienststelle eingerichtet, die nach Kriegsende zum Sitz der Militärregierung wurde, bevor das Gebäude an die bremische Finanzverwaltung übergeben wurde.
Unmittelbar vor dem Haupteingang wurde Anfang der 1990er Jahre das Skulpturenensemlbe Fragment aufgestellt. Geschaffen wurde dieses Kunstwerk vom niedersächsischen Maler und Bildhauer Hawoli – dessen bürgerlicher Name Hans-Wolfgang Lingemann lautet. Anlass war der 50. Todestag des Publizisten und Politikers Rudolf Hilferding.
Februar 2017
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