Die Ostsee ist ein äußerst sensibles Ökosystem, welches einer Vielzahl an Belastungen ausgesetzt ist. Das wohl jüngste Beispiel ist der Bau der Pipeline von Russland nach Deutschland, der massive Spuren im Ökosystem Ostsee hinterlassen hat. Aber auch ohne derartige Großprojekte wird die Umwelt der Ostsee durch den Menschen stark belastet. Das gilt vor allem für die Abwässer, die von den Siedlungen und von den Kreuzfahrtschiffen in die Ostsee gekippt werden. Doch die Verantwortlichen haben inzwischen auf diese Umweltbelastung reagiert. So werden die Kläranlagen mit zusätzlichen Filteranlagen ausgestattet. Diese sollen die Schadstoffbelastung im Rügenschen Boddenwasser erheblich senken. Man verspricht sich davon eine Reduzierung der Belastung mit Phosphor um drei Tonnen und mit Stickstoff um 70 Tonnen pro Jahr. Bezahlt werden diese Filter von Nord Stream, um die Umweltschäden auszugleichen.
Gedanken machten sich der internationale Kreuzfahrtverband und verschiedene Partner wie TUI Cruises oder der Kieler Hafen bereits 2016 dazu, wie sich der ökologische Fußabdruck der Kreuzfahrtschiffe reduzieren lasse. Denn zwischenzeitlich gibt es ein internationales Abkommen, wonach die Abwässer der Kreuzfahrschiffe ab 2021 nicht mehr ins Meer gekippt werden dürfen, sondern an Land abgegeben werden müssen. Für die Häfen in den Anrainerstaaten gilt es deshalb, bis dahin die notwendige Infrastruktur zu schaffen, um eine reibungslose Umsetzung des Abkommens zu gewährleisten.
Kreuzfahrtschiff im Hafen | ©: Image by Bernd Schray from Pixabay
Zur Reinigung des Abwassers wird dies in eine Kläranlage geleitet, die größtenteils von Kommunen betrieben werden. An dieses Entsorgungsnetz sind etwa 95 Prozent aller deutschen Haushalte angeschlossen, sodass alljährlich über neun Milliarden Kubikmeter Abwasser behandelt werden können. Dabei erfolgt die Reinigung des Abwassers in aller Regel in folgenden drei Stufen:
Bei der ersten Stufe handelt es sich um die mechanische Abwasserreinigung. Zunächst fließt es durch einen Rechen, der groben Unrat wie Konservendosen, Flaschen oder Papier zurückhält, damit s dann vom Abstreifer entfernt werden kann. Nun fließt das Wasser in den so genannten Sandfang, wo sich der Abflusskanal verbreitert. Dadurch fließt das Wasser langsamer und grobe Stoffe wie beispielsweise Sand können auf den Boden sinken und sich dort ablagern. Sobald das geschehen ist, wird das Wasser in das Vorklärbecken geleitet, wo es für etwa zwei Stunden lang zurückgehalten wird. In dieser Zeit setzen sich die Feinen Schwebstoffe am Boden ab und bilden den Rohschlamm. Dieser kann ganz einfach abgesaugt werden und landet nach dem Eindicken in einem Faulraum. Außerdem werden im Vorklärbecken Leichtstoffe, die auf dem Wasser schwimmen, in einen gesonderten Behälter abgelassen. In der mechanischen Abwasserreinigung können etwa 30 Prozent der Schmutzstoffe aus dem Wasser gefiltert werden.
In der biologischen Abwasserreinigung wird das Wasser in ein Belebtschlammbecken geleitet, wo es mit Sauerstoff angereichert wird. Dadurch werden für Kleinstlebewesen günstige Lebensbedingungen geschaffen, die sich von gelösten organischen Abwasserstoffen ernähren. Diese Lebewesen binden auch diverse Schadstoffe wie beispielsweise Schwermetalle. Zahlreiche Kleinstlebewesen finden sich zu Kolonien zusammen, die im anschließenden Nachklärbecken für das menschliche Auge sichtbar sind. Diese werden in der Kläranlage entweder ins Belebungsbecken oder ins Vorklärbecken gepumpt. In der zweiten Reinigungsstufe werden also diejenigen Schadstoffe aus dem Wasser entfernt, die biologisch abbaubar sind.
In der weitergehenden Abwasserreinigung werden schließlich die chemischen Stoffe wie etwa Phosphor oder Stickstoff aus dem Abwasser entfernt. Sobald dieser Schritt abgeschlossen ist, kann das gereinigte Abwasser in Gewässer eingeleitet.
Natürlich muss auch der Klärschlamm weiterverarbeitet werden. Bei dieser Behandlung entstehen zum einen Faulgas, welches für die Heizung genutzt werden kann, und Schlamm, der in Trockenbeeten als gehaltvolle Blumenerde verwendet wird.
Ökologisch gesehen ist die Ostsee bereits seit Jahren ein Sorgenkind. Deshalb hatten die Anrainer-Staaten zusammen mit der EU einen Ostsee Aktionsplan verabschiedet, wonach die Ostsee bis 2021 wieder einen gesunden Lebensraum für die dort heimischen Tiere und Pflanzen bieten soll. Die ehrgeizigen Ziele wurden weit verfehlt, zumal die Landwirtschaft nach wie vor der größte „Verschmutzer“ bleibt. Hinzu kommt ein weiteres Problem: Der Lebensraum Ostsee ist auf den Zufluss von sauerstoffreichem Wasser aus der Nordsee angewiesen. Doch das gelingt nicht mehr ausreichend und wird von den hohen Temperaturen der vergangenen Jahre zusätzlich erschwert. Die Folge ist, dass die sauerstoffarmen Zonen sogar größer werden. Aber Mensch und Natur brauchen eine gesunde Ostsee.
Mai 2021
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