Der Matrosenaufstand: als Wilhelmshaven Geschichte schrieb
In Wilhelmshaven haben die Besucher die Gelegenheit zu einem besonderen historischen Stadtrundgang, der sie zu originalen Schauplätzen eines wichtigen Wendepunktes der deutschen Geschichte führt: dem Sturz des Kaisers, der zunächst zur Räterepublik und der Weimarer Republik führte. Die Besucher folgen dem Marsch der Soldaten und können sich dabei an zehn Infotafeln umfangreich über die Hintergründe informieren. Diese Sightseeing-Tour „Marsch der Matrosen“ ist etwa zehn Kilometer lang und kann völlig individuell gestaltet werden. Einplanen sollten die Gäste dafür rund zweieinhalb Stunden.
Eine wichtige Rolle spielte die deutsche Flotte während des gesamten Ersten Weltkriegs nicht. Erst im Herbst 1918, als der Krieg für das Deutsche Reich und Österreich schon verloren war, sollte sich die Flotte für eine Seeschlacht gegen England rüsten. Dieser Befehl war die Seekriegsleitung wohl eher eine Verzweiflungstat, weil man sich keine Wende mehr erwartete, sondern allenfalls eine bessere Verhandlungsposition für die schon absehbaren Friedensverhandlungen.
Die Schlacht sahen auch die Soldaten in Wilhelmshaven als sinnloses Unterfangen, weshalb sie den Befehl verweigerten. Die Matrosen wurden verhaftet und aus Solidarität gingen am 6. November 1918 Tausende auf die Straße und demonstrierten. Dieser Widerstand mündete in die Novemberrevolution, die das Kaiserreich beendete und die Weimarer Republik begründete.
Die erste Stele steht am Großen Hafen am Südstrand. Obwohl bereits über einen Waffenstillstand verhandelt wurde, sollt die Flotte zu einem Vorstoß gegen England auslaufen, um eine Entscheidungsschlacht zu provozieren. Die Seekriegsleitung würde einen ehrenhaften Untergang bevorzugen. Die Matrosen verhindern jedoch das Auslaufen der Flotte durch Befehlsverweigerungen und Sabotageakte.
Daraufhin werden die Meuterer verhaftet. Die Arbeiter in Wilhelmshaven und Kiel fordern deren Befreiung und führen am 6. November erste Befreiungsaktionen durch. Daran erinnert die zweite Stele an der Torpedokaserne/Marineuntersuchungsgefängnis.
Die dritte Stele am ersten Werfttor der Kaiserlichen Werft in der Gökerstraße erinnert daran, dass viele Arbeiter die Arbeit niederlegten. Sie schlossen sich den Demonstrationszügen der Matrosen an.
Die Demonstrationszüge vereinigen sich am Adalbertplatz beim Stationsgebäude wo der Chef der Marinestation und Gouverneur der Stadt ihren Sitz haben. Er empfängt schließlich eine Abordnung der Demonstranten, die ihre Forderungen an ihn stellen und weitgehend angenommen werden.
Nach den Demonstrationen wurden Vertrauensleute auf Schiffen und in Kasernen gewählt. Dabei kamen mehr als 200 Personen zusammen, die abends in der Gaststätte Parkhaus im Kurpark als Soldatenrat zusammenkam, aus dem der 21er-Rat hervor ging.
Die sechste Stele wurde in der Bremer Straße vor dem Offizierscasino aufgestellt. Hierher hatte der 21er-Rat seinen Sitz verlegt und fasste seine Beschlüsse.
Die siebte Stele steht in der Gökerstraße 152 vor dem Gasthaus Elisenlust. Hierher lud der 21-er Rat am 10. November die Bürger, Arbeiter und Soldaten ein und rief die Sozialistische Republik Oldenburg-Ostfriesland aus.
Nachdem die revolutionäre Bewegung zunächst erfolgreich war, kam es schon bald zu politischen Differenzen, vor allem zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten, die in den Spartakusaufstand mündeten. Auch in Wilhelmshaven besetzten Kommunisten am 11. Januar die Wilhelmshavener Zeitung, woran die Stele in der Parkstraße erinnert.
Diese beiden Stelen stehen an der Saarbrücker Straße und am Exerzierplatz, wo am 7. November 1918 eine Massenkundgebung stattfand und über eine Resolution abgestimmt wurde, welche die Abschaffung der Monarchie forderte.
August 2022
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