Eine erdgeschichtliche Entwicklung im Zeitraffer konnte im Nationalpark Schleswig Holsteinisches Wattenmeer beobachtet werden. Dort ist, etwa 25 Kilometer vor der Küste Schleswig-Holsteins in nur zehn Jahren ein Eiland buchstäblich aus dem Nichts entstanden. Heute nimmt die Insel eine Fläche von etwa 20 Fußballfeldern ein und die höchsten Dünen erheben sich bis zu vier Meter aus dem Meer. Diese hat sich zu einem Paradies für Vögel entwickelt. Mittlerweile brüten hier zehn verschiedene Arten, darunter Silbermöwen, Austernfischer und sogar Wanderfalken.
Die Sandflächen des Wattenmeeres, man nennt sie auch Außensände, verändern ständig ihre Oberfläche. An manchen stellen wachsen sie auch in die Höhe, wie es nun an der Spitze des Norderoogsandes geschehen ist. Seit 1999 hat sich aus einer vegetationsfreien Fläche ein fester Dünenbereich geworden. Auf den Dünen selbst wachsen mittlerweile Strandroggen und -hafer. Die Täler entwickeln sich zu Salzwiesen, wie sie auch entlang der ostfriesischen Inseln verbreitet sind. 49 Pflanzenarten haben sich bereits hier angesiedelt, darunter Wermut und Dreizack.
Die Nordfriesischen Außensände wie der Norderoogsand liegen westlich vor den Halligen. Sie haben eine wesentliche Funktion für den Naturschutz. Der Grund: Diese Gebiete werden vom Menschen nicht beeinflusst, zudem brechen die Hochsände die Wellen und bilden so einen natürlichen Schutzwall für die dahinter liegenden Halligen, Watten und Inseln. Diese Sände sind außerdem ständig in Bewegung nach Osten hin in Richtung Küste.
Der Norderoogsand, in dem die neue Insel entstand, ist der zweitgrößte und mittlere dieser Sände. Er erstreckt sich westlich von Nordeeroog/Pellworm über eine Länge von 7,5 Kilometern und eine Breite von etwa zwei Kilometern vor der Küste. Für die hiesige Vogelwelt spielt er nicht nur als Brutgebiet eine wichtige Rolle: Während des Vogelzugs nutzen die Schwärme von Enten, Gänsen und anderen Zugvögeln den Sand als Rastplatz. Der Norderoogsand darf allerdings nur mit einer Ausnahmegenehmigung betreten werden, weil er zur Schutzzone I des Nationalparks gehört.
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